Sunday, May 3: La reprise du travail aux usines Wonder

pirate cinema berlin sebastian at rolux.org
Sun May 3 10:16:25 UTC 2020


                                                            Pirate Cinema Berlin
                                                              Season 8 Episode 8
                                                                 May 3, 2020 (1)

                                     La reprise du travail aux usines Wonder (2)
                                   1968, french with english subs, 10 min, 49 mb
                                     https://piratecinema.org/videos/reprise.mkv
                                      (just download and play in vlc or similar)

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Gefilmt am 10. Juni 1968 am Eingang zur Wunder-Fabrik (Glühbirnen). Wir sehen 
eine einzelne Frau, in einer grossen Ansammlung von Männern, in dem Moment, in 
dem nach dem Streik der Ereignisse, Mai 68, alle wieder an die Arbeit sollen.

Die Stimme der Vernunft, verkörpert von den männlichen Funktionären des 
Aufstands, weist die Frau auf die kleinen, erkämpften Zugeständnisse hin, auch 
auf auf die möglichen Zugeständnisse im Hinblick auf eine unbestimmte Zukunkt, 
die Potenzialität, die in den Ereignissen des Streiks an sich liegt, und so 
bitten sie um Vertagung und erwarten ihrerseits ein Zugeständnis, von ihr.

Sie will aber nicht. Sie will nicht zurück. Ihre "Emotionalität" angesichts 
dessen, was sie "sachlich" nicht "vermitteln" kann, dass es hier, bei dieser 
angeordneten Rückkehr in den Dreck der Fabrik um ihr _Leben_ geht, das sich im 
Moment der Unterbrechung des Gleichen in einer völlig anderen Projektion vor 
ihr aufgetan hat, auf ganz andere Formen von Produktion hin geöffnet, evtl. ja 
auch auf das Gegenteil, Schluss mit der permanenten Produktion, das ist den 
Männern um sie herum sichtbar unangenehm. Und so landen Hände auf Schultern.

Es erscheint auch ein Mann, in der Person des Jungen Mannes, der bereit ist, 
sich diskursiv, also ordentlich, der Argumentation zu stellen. Das stört den 
Ablauf nicht, im Film verschwindet sie nun zwischen den Redenden, er spielt auf 
dem vorgegebenen Territorium. Es folgen weitere Männer, die immer Recht haben 
werden, auch im Leben nach dem Film, die aber nie Recht bekommen werden und 
sich dann wundern, wenn die, auf die sie einreden, wenn sie Recht haben, immer 
so "hysterisch" reagiert, obwohl hysterisch ja nur und gerade sie selber sind, 
die Männer, also jeder Situation reflexhaft und ausschliesslich und genau die 
(fast immer ideologischen und fast nie aus Erfahrung gesprochenen) Redeweisen 
abtrotzen, die ohne Rücksicht auf Verluste ihren eigenen Vorteil maximieren.

Natürlich geht es am 3. Mai 2020 nicht bloss wörtlich um die Rückkehr in die 
Fabrik. Denn in den Fabriken des 21. Jahrhunderts, den Logistikzentren zum 
Beispiel, brummt ja der Betrieb. Am 3. Mai 2020 ist das, was sie nicht will, 
wohin sie nicht zurück will, die Fabrikation des Lebens. Die Rückkehr in ein 
fabriziertes Leben, das nicht nur nicht sustainable ist und nicht resilient, 
sondern auch verlogen und gewalttätig und falsch, nicht auszuhalten nicht bloss 
als Zukunfsfvision, sondern schon jetzt, in jedem Moment. Die ökologische 
Krise des Kapitalismus ist bloss die Summe von Milliarden von ökologischen 
Einzelkrisen, von einzelnen Leben, die zu abstrakt geworden sind und careless 
und unaufrechterhaltbar: ein globales Destaster, das deinen Namen trägt. Das 
schon seit ewig andauert und das mit Sicherheit weitergehen wird, während wir 
die Schuldfrage klären und vereinzelt Wellnesstherapie gegen Corona betreiben.

Und im Falle der Deutschen, die sich ja bereits als Coronabewältigungs-
weltmeister feiern(3), geht es am 3. Mai 2020 darum, behutsam die Export-
produktion wieder hochzufahren, damit der Virus nicht doch noch in einer 
Katastrophe endet(4). Das heisst Autoproduktion, und alle müssen wieder nach 
Rimini fahren, wie in den 50 Jahren(5). Und insofern geht es bei der reprise du 
travail nicht nur um die Arbeit am Leben, in der Küche, am Herd, im Bett und 
auf Zoom, sondern auch um die Fabrikation von Tod und Zerstörung. Die Deutschen 
verdanken ihren Wohlstand nicht zuletzt der Produktion einer Maschine, die 
jeden Tag über dreieinhalbtausend Menschen tötet, fast anderthalb Millionen im 
Jahr, und das sind Menschen, deren oft elendes Verrecken in den deutschen 
Wohlstand, inklusive der fünftausend Euro Freigeld für Freiberuflerinnen, mit 
denen der Berliner Senat Klientelpolitik für das "Weiter so!" betreibt(6), 
bereits eingepreist ist.

Und sie möchte lieber nicht. She prefers not to. Und das bleibt unser Haus(7), 
und schmeisst doch endlich die Autos, und wenn das nicht klappt die Grünen und 
die Linke und die SPD aus Kreuzberg raus.(8)

(1) weiterhin virtuell, bitte nirgendwo vorbeikommen!

(2) Das ist auch im doppelten Sinne eine reprise, da wir den Film bereits hier 
https://piratecinema.org/screenings/20070708 mal gezeigt hatten. Inklusive drei 
Stunden Nachfilm von Herve Le Roux: das misslungene Filmprojekt, die Frau vom 
Eingang der Wunder-Fabrik - chasing a ghost, das klappt nie, Projekte eben - 
mehr als 20 Jahre später nochmal wiederzufinden. Denn verlinken wir heute mal 
nicht zum Runterladen, aber wer die Reprise von 1996 auch nochmal anschauen 
will, kann uns gern eine Mail schreiben. (Und wie wir gestern im Newsletter des 
Arsenal gesehen haben, wird es sogar eine dreifache Reprise, aber das ist halt, 
beinahe hätten wir Pech geschrieben, wir meinten aber: Glück, denn manchmal 
liegen die Ideen halt auf der Strasse, gut sichtbar und zum mitnehmen. Wir 
wollten die reprise du travail schon letzten Sonntag zeigen, aber Ariane 
Müller, von der der Hinweis auf den Film kam, und ich konnten uns partout nicht 
auf einen gemeinsamen Text einigen. Details siehe Film.)

(3) bis (5): Screenshots reichen wir bei Gelegenheit nach

(6) was natürlich bloss peanuts sind im Vergleich zu den Industrie-Bailouts der 
deutschen Regierung, daher wollen wir hier niemandem, der sich die Kohle 
abgeholt hat, ein schlechtes Gewissen machen

(7) das "Haus Bartleby", in dem sich die ehem. Tocotronic-Linke - der wir die 
Lüge von der "Querfront" am Rosa-Luxemburg-Platz zu verdanken haben, die immer 
bloss Teil einer Jugendbewegung sein wollte, egal wofür oder wogegen oder ob 
mit 17 oder erst als Senioren - in Hoffnung auf harte Zeiten eingebunkert hat.

(8) "Dann ist sie alleine mit CDU und AfD?" - "Nee, die müssen natürlich vorher 
raus. Allein mit Bergpartei und KPD/RZ hoffentlich." - "Hm... sind die nicht 
alle unterwandert von Die Partei?" - "Die Partei, die in Kreuzberg K.I.Z als 
Kandidaten aufgestellt hat?" - "Ja, die mit Sexismus gegen rechts." - "Hm..."

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P.S.: Our Cairo friend with partner and kid, see April 29 screening, found a 
nice flat in Berlin and should be arriving later today. Thanks to all who sent 
offers!
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